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Vor gut zwei Jahren, im März 2021, habe ich zum ersten mal eine Mutter-Kind-Kur gemacht. Zusammen mit meinem damals zweijährigen Sohn verbrachte ich drei Wochen in Nordhessen, in der Werraland Klinik in Bad Sooden-Allendorf. Diese Erfahrung hat mein Leben sehr bereichert und ich bin dankbar, dass ich damals auf die Signale meines Körpers gehört und mich für die Mutter-Kind-Kur entschieden habe. Nachdem mein Erstantrag für die Kur abgelehnt wurde und ich mir per Widerspruch meinen Kurplatz erkämpfen musste, war dieses Erlebnis rückblickend betrachtet nochmals wertvoller für mich.

Gefangen im Corona-Hamsterrad

Doch wie kam es dazu? Ende des Jahres 2020 spürte ich täglich stärker, dass mich die Alltagslast fast erdrückt. Ich war leicht reizbar, fühlte mich immer öfter erschöpft, war antriebslos und müde vom Leben. Das zurückliegende dreiviertel Jahr Corona-Pandemie und die immer neuen Regelungen und Herausforderungen durch die Lockdowns hatten mir schwer zu schaffen gemacht. Meine Energie war am Ende und ich brauchte dringend eine Pause vom Hamsterrad. Die täglichen Aufgaben in meiner Rolle als berufstätige Mutter zweier kleiner Kinder (damals 7 und 2 Jahre alt), der Haushalt, das Familienleben und die Ansprüche an mich selbst zerrten sehr an meiner Substanz. Ich persönlich empfand den Druck auf uns Eltern während der Pandemie als gigantisch. Uns wurde soviel zugemutet von der Politik, ich schaute bald auch keine Nachrichten mehr, das machte mich alles so wütend. Denn Homecaring parallel mit Homeoffice ist einfach nicht zu vereinbaren. Durch die wochenlangen Schul- und Kita-Schließungen mussten wir unheimlich viel auffangen und trotzdem immer volle Leistung bringen. Wir konnten nicht in den Urlaub, Sportstätten waren geschlossen, es gab kaum eine Möglichkeit für Ausgleich neben allen Pflichten. Meine mentale Belastung stieg ins unermessliche denn ich funktionierte irgendwann nur noch. Work-Life-Balance Fehlanzeige. Das konstant hohe Stresslevel im Jahr 2020 war schlussendlich einfach zuviel für mich und ich musste die Notbremse ziehen.

Meine Krankenkasse stellt sich quer

Zusammen mit meinem Hausarzt stellte ich also einen Antrag auf Mutter-Kind-Kur und hatte postwendend 2 Tage später eine Absage meiner Krankenkasse im Briefkasten. Das maschinell erstellte Schreiben war kurz und knapp gehalten und ließ mich mit einer Menge Fragen zurück. Warum wurde meine Kur abgelehnt? Welche Optionen hatte ich jetzt? Wie sollte ich der Krankenkasse klarmachen, dass ich die Kur wirklich dringend brauchte? Es ging schließlich um die Stärkung und Wiederherstellung meiner Gesundheit und ich spürte einfach, dass Schlimmeres passieren könnte, wenn ich jetzt nicht sofort eine Auszeit in Sicht hatte um meiner Seele eine Pause zu gönnen. Ich setzte alles auf eine Karte und beschloss, mir Hilfe zu holen bei einer Beratungsstelle für Mutter-Kind-Kuren. Solche Institutionen sind vertraut mit Absagen auf Kuranträge. Ich bekam Tipps und konkrete Hilfestellung, wie ich in den Widerspruch gehen kann. Und das Thema war aktueller denn je. Vor allem durch die Corona Pandemie wurden die Krankenkassen überrannt mit Anträgen für Mutter-Kind-Kuren. Logisch, dass nicht jede Kur sofort nach Erstantrag bewilligt wurde. 

Meinen Widerspruch zum abgelehnten Kurantrag verfasste ich in Form eines zweiseitigen Schreibens, in dem ich konkret von meiner Erschöpfung, Ängsten, gesundheitlichen Problemen und psychischen Belastungen erzählte. Ich beschönigte nichts und schaute zum ersten mal mit klarem Blick auf mein Leben und die alltäglichen Herausforderungen als berufstätige Mutter in den letzten zwei Jahren. Insbesondere nach der Geburt meines zweiten Kindes hatte sich soviel verändert in meinem Leben. Rückblickend betrachtet bin ich aber nicht achtsam genug mit mir umgegangen und setzte mich zu sehr unter Druck. Zum Beispiel bin ich mit derselben Anzahl Stunden in meinen anspruchsvollen Job zurückgekehrt wie vor meinem zweiten Kind. Dazu noch das tägliche Pendeln zwischen Wohnort und Arbeitsort. Ich war permanent unter Stress und es kam wie es kommen musste: Ich fühlte mich gefangen in einer Endlosschleife zwischen Berufsleben, Kinderversorgung, Haushalt und Familienalltag und kam überhaupt nicht mehr zur Ruhe. Das Schreiben an die Krankenkasse war mein persönlicher Hilferuf. Gefühlt stand ich müde und kraftlos am Abgrund und konnte jeden Moment fallen. Mit der Mutter-Kind-Kur als Präventionsmaßnahme wollte ich wieder neue Energie tanken um meinen Akku aufzuladen. Und es klappte: Der Widerspruch war erfolgreich und mein Antrag wurde bewilligt. 

Alexandra Rahming Mutter-Kind-Kur

Auf geht´s mit dem ICE nach Bad Sooden-Allendorf. Aufregend!

Per ICE nach Bad Sooden-Allendorf

Schon drei Monate später war es dann soweit und ich startete in meine erste Mutter-Kind-Kur. Mit dem ICE ging es von Hamburg über Göttingen nach Nordhessen. Unser Ziel war die Werraland Klinik in Bad Sooden-Allendorf. Besonders für meinen kleinen Sohn, der dort die Klinik-eigene Kita besuchte, war das sehr aufregend.  Gott sei Dank fühlte er sich in der Einrichtung vom ersten Tag an gut aufgehoben. Das war für mich eine Erleichterung, denn ich hatte einiges auf dem Programm um mich innerlich wieder in Balance zu bringen. Mein Wochenplan in der Klinik war ein bunter Mix mit allem, was Körper, Geist und Seele gut tat: Gruppengespräche, Einzeltherapie, Aquajogging, Rückenschule, Yoga, Walken, Massage oder Sport. Die Stunden vergingen wie im Flug und täglich um 14.00 Uhr holte ich meinen kleinen Sohn aus der Kita ab. Dann erkundeten wir die Umgebung, denn Bad Sooden-Allendorf ist ein wunderschöner Kurort und hat viele sehenswerte Ecken. Es gab soviel zu entdecken! Direkt hinter der Klinik lag ein Wald, die klare Luft, friedliche Atmosphäre und Ruhe dort taten mir sehr gut. Zur Entspannung machten wir nachmittags viele Spaziergänge, denn der Geräuschpegel in der Klinik war schon eine Hausnummer. Ich genoss die Auszeit von Zuhause, von meinen Pflichten, der Arbeit. In der Klinik fühlte ich mich durch die Rundum-Versorgung und das freundliche Personal sehr gut aufgehoben. Kein Kochen, putzen oder aufräumen: einfach toll, nicht den Haushalt schmeißen zu müssen. Bereits nach wenigen Tagen hatte ich mich mit den vier Frauen, die ich zu den Mahlzeiten im fest zugeteilten Speiseraum täglich traf, angefreundet und es entwickelten sich erste Gespräche und Freundschaften. Zusammen machten wir an den Wochenenden Ausflüge in die umliegenden Orte: Tierpark Germendorf, Schloss Berlepsch, die Pumptrackbahn in Eschwege oder der Werratalsee. Viel zu schnell waren die drei Wochen um und wir traten die Heimreise an.

Alexandra Rahming Mutter-Kind-Kur

Bad Sooden-Allendorf ist eine Kurstadt im Werratal und hat einiges zu bieten

Sinnfindung zurück ins bunte Leben

Rückblickend bin ich sehr dankbar und erfüllt von Demut für die drei Wochen, die ich in der Mutter-Kind-Klinik verbringen durfte. Ich habe die Kur als eine Reise zurück zu mir und in mein selbstbestimmtes Leben empfunden. Mein Leben war ins Wanken geraten und ich war irgendwie nur noch damit beschäftigt, den Tag zu überstehen. Am schlimmsten war, dass ich meine Kinder und unser Familienleben nicht mehr genießen konnte. Stattdessen war der Überlebensmodus zu meinem Dauerzustand geworden und ich hatte irgendwie die Verbindung zu mir selbst gekappt. Die Kur war quasi mein Weg der Sinnfindung zurück ins Leben. Zurück zu Freude, Glück und Ausgeglichenheit. Ich habe die Perspektive auf mein Leben, meine Vergangenheit und auch auf meine Wünsche und Träume erweitert. Und weil ich mich mit vollem Herzen auf meinen Behandlungsplan eingelassen habe und bereit war, Veränderungen Raum zu geben, konnte ich viele Dinge plötzlich in einem anderen Licht sehen. Insgesamt kehrte ich aufgeräumter, erholter und klarer zurück in meinen Alltag.

Alexandra Rahming Mutter-Kind-Kur

Tagesausflug zum Schloss Berlepsch. Sehenswert!

Ich finde mein Warum und werde Emotionscoach für Mütter

Bei einer Mutter-Kind-Kur treffen die unterschiedlichsten Charaktere aufeinander. Das kann natürlich sehr herausfordernd sein, hat aber definitiv meinen Blick auf das Leben und vor allem auf meine Mutterrolle unheimlich bereichert. Ich hatte das Glück zahlreicher, sehr tiefsinniger Gespräche mit zwei, drei tollen Frauen während meines Aufenthaltes in der Klinik. Ich bin dankbar für jede einzelne vergossene Träne, die tröstenden Worte und den emotionalen Ballast, der manchmal bei mir abgeladen wurde. Ich bin eine gute Zuhörerin und habe eine sehr emphatische und einfühlsame Art, wenn es um die Probleme meiner Mitmenschen geht. Durch die Bücher, Podcasts und Webinare, die ich für meine persönliche Weiterentwicklung und den Shift meines “I am” schon vor der Kur nutzte, hatte ich auch immer einen Ratschlag oder Tipp auf Lager, was ich mit den Frauen auch immer teilte. Und so war die Kur auch in dieser Hinsicht für mich wie ein Erwachen: ich möchte coachen! Ich möchte andere Mütter unterstützen, wieder an sich zu glauben, durch die Überwindung ihrer unsichtbaren Verhaltensmuster und Blockaden. Wir leben in herausfordernden Zeiten und es ist so wichtig, dass wir auf die Signale unseres Körpers hören und unserer inneren Stimme vertrauen. Doch dafür müssen wir uns mit unseren Gefühlen auseinandersetzen, denn sie sind unser innerer Kompass. Nur wenn es uns gut geht, können wir der sichere Hafen für unsere Kinder sein. 

Im Coaching möchte ich mit den Müttern daran arbeiten, ihre Gefühle zuzulassen, anzunehmen und ihnen Raum zu geben. Es ist essentiell dass wir einen liebevollen Blick auf uns selbst richten, denn nur dann können wir Liebe und Mitgefühl an unsere Mitmenschen weitergeben. Dazu gehört, dass wir vermeintliche Fehler annehmen, sie akzeptieren und noch offene Wunden heilen. Denn eine in sich ruhende und ausgeglichene Mutter ist der Fels in der Brandung für die Familie und insbesondere für die eigenen Kinder. 

Neugierig geworden? Dann klick´gern rein in meinen Blogartikel, wie ich emTrace Emotionscoach wurde, oder vereinbare ein kostenfreies Kennenlerngespräch mit mir. Ich freue mich auf dich!