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Ein Sprichwort sagt, steinige Wege führen oft zu den schönsten Orten. Anders ausgedrückt könnte man es auch so beschreiben: je größer die Felsbrocken sind, die aus dem Weg geräumt werden müssen, umso schöner ist das Ziel. Das Universum stellt uns jeden Tag vor Herausforderungen, die uns in ein Gefühlschaos stürzen können. Aber wir entscheiden, wie wir damit umgehen, damit am Ende wieder die Sonne scheint. In diesem Blogbeitrag, inspiriert durch Djuke Nickelsen mit ihrer Blogparade zum Thema Von Au! zu Wow! Diese Lebenskrise war ein echter Glücksfall, erzähle ich von einem entscheidenden Wendepunkt in meinem Leben.

Als die Corona-Pandemie meinen Alltag crashte im Frühjahr 2020, war ich nicht darauf vorbereitet. Das Leben drückte über Nacht auf die Pause-Taste. Plötzlich musste ich mit einem neuen „Normal“ umgehen lernen. Alles wurde still. Es gab keine Ablenkung mehr. Kein tägliches Pendeln ins Büro. Kein Sport. Keine Freunde und Kollegen mehr treffen. Schulen und Kitas geschlossen. Home-Caring und Home-Office waren meine neuen täglichen Begleiter. Dazu kam die Ungewissheit, wie es wohl weitergehen würde. Der Lockdown machte mir Angst. Meine Kollegen nur noch als kleine Kachel in Microsoft Teams zu sehen, empfand ich schnell als sehr einsames Arbeiten. Denn soziale Kontakte zu pflegen und sich mit „echten Menschen“ zu umgeben ist für mich persönlich wesentlich für meine körperliche und seelische Gesundheit.

Trotz all dieser Herausforderungen hatte ich an mich den Anspruch, weiter so zu funktionieren wie bisher. Als hätte sich nichts verändert. Aber ich unterschätzte die mentale Belastung durch die Pandemie. Plötzlich lebte ich ein Leben, dass mich überforderte. Meine Gedankenwelt wurde immer negativer und ich zerfloss im Selbstmitleid. Mir schossen Fragen durch den Kopf, die mich immer weiter in die Negativspirale zogen: „Warum dürfen wir die Kinder nicht in die Notbetreuung geben? Warum habe ich einen scheinbar bedeutungslosen Job, der nicht systemrelevant ist? Sollte ich nicht dankbar sein, meine beiden Kinder um mich zu haben, weil wir mehr Zeit miteinander verbringen konnten?“

Wut, Ärger, Kontrollverlust waren meine dominierenden Gefühle. Mein kleiner Sohn war damals gerade 1,5 Jahre alt, meine Tochter 6. Ich konnte die kleinen Wunder um mich herum aber nicht mehr spüren. Ich hatte meine Freude am Mama-Sein verloren. Ich war blind geworden für das große Glück, eine gesunde Familie um mich herum zu haben. Ich sah nur noch dass, was ich nicht mehr hatte. Meine Freiheit. Selbstbestimmtes Handeln. Ein Leben auf der Überholspur. Alles fühlte sich nur noch wie Ballast an und der Alltag wurde zunehmend anstrengender und unerträglicher. Ich bemerkte, dass ich mich veränderte, ich konnte tagsüber oft keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich saß im Homeoffice und mir liefen die Tränen über das Gesicht. Ich verstand mich einfach selbst nicht mehr, oberflächlich betrachtet ging es uns doch gut. Wir lebten in einem großen Haus mit Garten, hatten genug Platz, waren alle gesund und konnten endlich mehr Zeit miteinander verbringen. Aber das negative Gedankenkarussel belastete mich mental immer stärker. Ich war so blockiert und durcheinander, dass ich mit niemanden über meine Gefühle sprechen konnte. Ich verstand mich einfach selbst nicht mehr.

Im Funktionsmodus agieren statt innezuhalten

Irgendwann wurde mein Gefühlschaos so groß, dass ich mir Hilfe holte bei einer Familienberatungsstelle. In der telefonischen Sprechstunde erzählte ich der Psychologin von meinen Ängsten, Sorgen und meiner Erschöpfung. Ich berichtete von der starken Doppelbelastung durch Homeoffice und Kinderbetreuung, die an meinen Kräften zerrte. Dass ich es an manchen Tagen nicht ertragen konnte kaum eine Minute für mich zu haben und die Kinder ständig um mich herum waren und um meine Aufmerksamkeit buhlten. Der Lockdown isolierte uns von der Außenwelt, wir trafen niemanden. Die sozialen Kontakte fehlten mir sehr. Alle Hobbies lagen brach. Es gab kaum Rückzugsmöglichkeiten, was für mich als Freigeist nur schwer zu ertragen war.

Ich spürte wie mich immer mehr die Kraft verließ, weiter zu funktionieren. Ich war dünnhäutig, leicht reizbar und ging manchmal ungerecht mit den Kindern um. Weil die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in weite Ferne gerückt war, wurde meine Zündschnur immer kürzer. Täglich verringerte sich meine Motivation, morgens überhaupt aufzustehen und den Tag zu meistern. Ich bekam einige Tipps an die Hand die mir halfen, mit meinen Stressfaktoren umzugehen. Mit meinem Mann verabredete ich mir feste Zeitfenster, die ich für Spaziergänge in der Natur nutzte. Ich schraubte meine Ansprüche herunter und ließ den Haushalt auch mal liegen. Ich ging mehr in die Selbstbeobachtung um zu spüren, wann es mir nicht gut ging. Für kurze Zeit fühlte ich mich dem Überforderungsstrudel nicht mehr hilflos ausgesetzt.

Die mentale Überforderung wird immer stärker

Kurz nach dem Sommerurlaub zeigte sich aber, dass meine psychische Gesundheit durch den langen Lockdown deutlich abgenommen hatte. Meine gewohnten Erholungsphasen genügten mir nicht mehr, um wieder voll aufzutanken. Ich war seelisch angeschlagen und an manchen Tagen waren meine Nerven wie ein dünner Gummi, der jede Sekunde reißen konnte. Schon Kleinigkeiten brachten mich zum Ausrasten. Ich fühlte mich wie ein altes Handy, bei dem der Akku immer im roten Bereich liegt. Ich lief permanent auf Notstromaggregat. Bereits in der zweiten Arbeitswoche nach unserem Sommerurlaub fühlte ich mich schon wieder so erschöpft, als hätten wir gar keinen Urlaub gehabt. Jeder Tag war ein Kampf gegen Windmühlen. Ich setzte mich unter Druck, um zu funktionieren. Der Schulanfang meiner Tochter stand kurz bevor, es gab viel zu organisieren, dekorieren, basteln. Alles Dinge, die mir eigentlich Spaß machten. Ich hatte nur kaum Kraft und Energie dafür. Aber in meinem Perfektionismus zwang ich mich dazu, alles vorzubereiten für die anstehende Schulanfangsfeier in unserem Garten. Ich ignorierte, dass meine Seele litt, und gönnte mir keine Pausen. Obwohl ich kräftemäßig schon längst meine Belastungsgrenzen überschritten hatte, achtete ich nicht auf meine Bedürfnisse. Ich verdrängte meine Erschöpfung und spielte weiter meine Rolle der starken Mutter, die immer alles im Griff hat. Doch ich unterschätzte meinen Mental Load. Auf dem Weg zur feierlichen Zeremonie der Erstklässler unserer städtischen Grundschule hatte ich einen Gefühlsausbruch. Ich schrie meinen Mann an, weil er irgendeine Lappalie in der Organisation des Tages durcheinander gebracht hatte. Ich ließ ihn einfach mitten auf der Straße stehen und stampfte wütend davon. Er war perplex und wusste nicht was mit mir los war. Ich wusste es ja selbst nicht.

Eine Mutter-Kind-Kur als Rettungsanker

Dieses Erlebnis war für mich einer der Auslöser, eine Mutter-Kind-Kur zu beantragen. Ich wollte mir eine längere Auszeit gönnen. Raus aus dem Hamsterrad. Mich einfach nur um mich selbst kümmern. Denn ich spürte plötzlich, dass meine Seele litt. Ich wollte mir die Zeit nehmen, auf mich zu hören und zu erkennen, was ich wirklich brauche. Drei Wochen raus aus dem Alltag, um zurück zu mir zu finden. Zusammen mit meinem Hausarzt stellte ich einen Antrag auf Mutter-Kind-Kur. Parallel begann ich, mich stärker mit mir und meinem Leben auseinanderzusetzen. Durch die ersten Schritte in der Persönlichkeitsentwicklung stieß ich schnell auf die Zusammenhänge zwischen unterbewusstem Denken und den daraus resultierenden Handlungen in der Gegenwart. Mich beschäftigte die Frage, nach welchen Mustern, Handlungen und Denkweisen ich handelte, und was das für einen Einfluss auf meinen Mama-Alltag hat. Die Erkenntnis, dass ich für meine Erschöpfung im Grunde genommen selbst verantwortlich war, ließ mich nicht mehr los. Ich hatte mir einfach zuviel zugemutet. Und dieses ewige Leisten widerum hatte seine Wurzeln in meinem Glaubenssatz, ohne zu leisten nicht geliebt zu werden. Diese Überzeugung ist tief in mir verwurzelt und führte dazu, dass ich mich überforderte ohne es zu merken. Als Ende 2020 die Bewilligung zur Mutter-Kind-Kur kam, war ich erleichtert. Endlich war meine Auszeit in greifbare Nähe gerückt. Im Frühjahr 2021 durfte ich dann drei Wochen im Harz verbringen. Während der Zeit in der Klinik schaute ich dann noch einmal genauer auf meine tieferen inneren Überzeugungen.

Ich werde Emotionscoach

Nach der Kur hatte ich mehr Verständnis und Akzeptanz für mich, mein Verhalten und die Prägungen meiner Kindheit. Es waren aber noch Fragen offen geblieben, und ich wollte den Rucksack, den ich mit mir trug, weiter aufräumen. Durch die Bücher, Podcasts und Webinare, die ich für meine Persönlichkeitsentwicklung nutzte, stieß ich auf eine wissenschaftlich basierte Coaching-Methode namens emTrace. Übersetzt heißt die Methode „emotional trace“, und es geht darum, seinen Emotionen auf die Spur zu kommen. In unserem körpereigenen Betriebssystem sind durch Erfahrungen aus der Vergangenheit emotionale Trigger gespeichert. emTrace ist ein Ansatz zur Verarbeitung dieser emotionalen Stresserlebnisse im Gehirn. Das Lösen dieser Blockaden bewirkt widerum, das neue Verhaltens- und Sichtweisen im Hier und Jetzt geschaffen werden.

Kurzerhand meldete ich mich zu dem viertägigen Online Webinar an, um mich zum Emotionscoach ausbilden zu lassen. Diese vier Tage waren ein sehr anstrengender und gefühlsintensiver Prozess, der mir viele wertvolle Einblicke in meine Persönlichkeit brachte. Denn plötzlich hatte ich soviel Klarheit! Mit emTrace konnte ich meine Handlungsmuster ergründen und mich besser verstehen lernen. Ich hatte plötzlich einen anderen Blick auf bestimmte Situationen, in denen ich nicht aus meiner Haut konnte und in eingefahrenen Reaktionen stecken blieb, auch wenn sie mir nicht gut taten. emTrace Emotionscoaching hat mich dabei unterstützt, mich mit meinen Gefühlen zu verbinden. Wut, Ärger, Freude, Scham: alle Gefühle sind für mich. Sie haben eine wertvolle Botschaft, die ich genauer betrachten darf, und die mir etwas sagen will. Durch emTrace war ich endlich in der Lage alle meine Gefühle anzunehmen, sie zu hinterfragen und als Basis für ein selbstbestimmtes Leben neu zu justieren. Die Emotionscoaching-Ausbildung hat mir geholfen, meinen Blueprint besser zu verstehen und meinen Rucksack aufzuräumen. emTrace Coach zu werden war der entscheidende Wendepunkt in meinem Leben. Und ich bin heute sehr stolz, dankbar und glücklich, diesen Weg gegangen zu sein. Denn ich habe meine Vision gefunden! Ich möchte auch andere Mütter dabei unterstützen, emotionalen Ballast zu verarbeiten. Zurück zu finden zu mehr Gelassenheit, Selbstliebe und Harmonie im Mama-Alltag. Denn wir Mamas sind der sichere Hafen für unsere Kinder; wir geben ihnen Liebe, Schutz und Geborgenheit. Doch das können wir nur leisten, wenn wir uns gut um uns selbst kümmern. Selfcare ist der Schlüssel für ein glückliches Familienleben. Und wie heißt es so schön: Happy Mom, Happy Kids, Happy Family!