Länder zu bereisen, die weit weg von Deutschland liegen, die Welt kennenlernen, fremde Kulturen und Orte besuchen, das begeistert mich, so lange ich denken kann. In den letzten zwanzig Jahren habe ich, wann immer es möglich war, diese Leidenschaft gelebt. Der Höhepunkt meiner Reiselust liegt nun vor mir: Ende diesen Jahres, im Dezember 2023, werde ich mit meiner Familie eine dreimonatige Auszeit machen. Wir werden unsere große Tochter aus der Schule freistellen, den Kleinen aus der Kita beurlauben und in drei Länder reisen. Dieser Blogartikel beschreibt das “Warum” hinter dem Sabbatical. Denn oft braucht es im Leben einen “kick in the ass“, bis wir Dinge, von denen wir lange träumen, auch wirklich umsetzen. Viel Spaß beim Lesen!
Faszination fremder Länder und Kulturen
2007 konnte ich dann während des Studiums das erste Mal eine ‚richtige‘ Fernreise machen: Australien war das Land, in dem ich mein Auslandssemester absolvierte. Was für ein Abenteuer! Sechs Monate studierte ich an der Griffith University Brisbane, genauer gesagt am Gold Coast Campus. Quasi direkt am Strand. Eine einmalige Zeit, die mich sehr geprägt und viele Eindrücke hinterlassen hat.
Direkt nach meiner Diplomarbeit im Sommer 2010 gönnte ich mir dann nochmal eine längere Auszeit und machte bei einem Volunteering Programm in Nordamerika mit. Ich arbeitete drei Wochen als Freiwilligenhelfer auf Shelburne Farms im Bundesstaat Vermont. Zusammen mit sieben anderen Volunteers bekamen wir durch die Arbeit auf der Farm einen authentischen Einblick in den Alltag der Farmarbeiter. Anschließend reiste ich noch drei Wochen durch die USA und besuchte historische Orte wie Philadelphia, Washington und natürlich New York. Eine unvergessliche Zeit, die ich sehr genossen habe!
Später folgten dann noch so einige Urlaubsreisen in ferne Länder unter anderem Thailand und Cuba. Nach der Geburt meiner Tochter war es dann erst einmal vorbei mit solchen Fernreisen. Es folgten Hochzeit und Hausbau, wir waren beschäftigt mit all den Dingen, die der Alltag so mit sich bringt. Dennoch blieb immer die Sehnsucht nach Abenteuer und anderen Kulturen. Meine Neugier auf die große weite Welt ließ mich nicht los.
Havana 2017 war wirklich ein Erlebnis. Hier ticken die Uhren noch ganz anders.
Kick in the ass: Wenn das Schicksal plötzlich zuschlägt
Ich weiß noch dass ich 2019, nach der Geburt meines zweiten Kindes, das erste Mal beim damaligen Arbeitgeber nachfragte, ob die Möglichkeit einer dreimonatigen Auszeit besteht. In mir wurde der Wunsch, einmal längere Zeit im Ausland zu verbringen um die Welt zu entdecken, immer größer. 2020 war es dann erstmal vorbei mit der großen Träumerei, es kam Corona und damit die Ungewissheit, wie es weitergeht. Wir waren voll und ganz mit Homeoffice und Homecaring der Kinder beschäftigt, dass alles andere in den Hintergrund rückte. Je länger sich die Pandemie zog umso mehr verblasste der Traum von unserer großen Reise. Bis uns das Leben plötzlich mit aller Kraft wachrüttelte und uns sprichwörtlich einen „kick in the as“ verpasste.
Denn im Mai 2021 verstarb plötzlich und vollkommen unerwartet mein Schwiegervater. Das zog uns den Boden unter den Füßen weg und war für unsere Familie ein schwerer Schlag und großer Verlust. Mein Mann verlor seinen Vater. Meine Kinder ihren Opa. Und ich einen geliebten Herzensmenschen. Ich war am Boden zerstört und infolge dessen drei Wochen lang krankgeschrieben, um wieder zu mir zu kommen.
Völlig überwältigt von diesem Schicksalsschlag änderte sich von einem Tag auf den anderen mein Blick auf das Leben. Mir wurde bewusst, wir alle haben nur dieses eine Leben. Irgendwann verlassen wir diese Erde, und niemand weiß wann das sein wird und wieviel Zeit uns noch bleibt. Und deshalb sollten wir die Dinge, die uns wichtig sind, unsere Träume, heute leben. Im Hier und Jetzt. Nicht morgen oder irgendwann. Denn da kann es schon zu spät sein.
Im Australia Zoo während meines Auslandssemesters 2007.
Atemberaubender Sonnenuntergang auf Fraser Island.
Die Zeit ist unser wertvollstes Gut in diesem einen Leben, das wir alle haben
Mein Schwiegervater war für mich ein sehr wichtiger Mensch. Ein Bezugspunkt, ein Anker. Kurz vor seinem Tod unterhielten wir uns noch über seine Pläne. Was er alles noch erleben wollte, wenn er endlich das Rentenalter erreicht hatte. Er war noch so voller Träume und konnte nichts davon mehr umsetzen. Leider passiert das vielen Menschen, die glauben, sie hätten später noch die Zeit für alle wichtigen Dinge. Doch manchmal gibt es kein „später“. Denn Zeit ist unser wertvollstes Gut. Und manchmal läuft die Zeit einfach ab und wir können nichts dagegen tun.
Ich erinnere mich noch ganz genau an den Tag der Seebestattung meines Schwiegervaters. Wir schipperten im Juni bei bestem Wetter über die Ostsee und verabschiedeten uns von dem geliebten Menschen, der so plötzlich gehen musste. Als die Urne in den Wellen verschwand sagte ich zu meinem Mann: „Und genau deshalb sollten wir unsere Träume nicht aufschieben.“ In dieser Minute war es beschlossene Sache: wir verwirklichen unseren großen Traum von einer dreimonatigen Weltreise und planen unsere Familienauszeit.
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern zuviel Zeit, die wir nicht nutzen.
Australien, Vietnam und Bali
Australien wird unser erster Stopp sein. Dort lebt eine deutsche Freundin mit ihrer Familie in Sydney. Sie ist vor langer Zeit ausgewandert und hat sich inzwischen mit einer Farm, wo sie Guest Houses vermietet, selbständig gemacht. Die perfekte Gelegenheit für uns, sie dort zu besuchen. Wir bleiben zwei Wochen auf der Farm, und danach reisen wir noch mit dem Auto die Ostküste entlang Richtung Brisbane. Und da ich die Ostküste aus Studienzeiten bereits kenne, wird es für mich ein Heimspiel sein. Aber trotzdem freue ich mich auf das Abenteuer, denn mittlerweile sind 16 Jahre vergangen, seit ich in Down Under studiert habe. Ich bin sehr gespannt, was sich in der Zwischenzeit getan hat.
Das zweite Land, das wir bereisen wollen, wird Vietnam sein. Auf das facettenreiche asiatische Land im Südchinesischen Meer bin ich schon sehr neugierig. Mit seiner prägenden Geschichte (der Krieg ist gerade mal 50 J her), dem köstlichen Essen, wuseligen Städten und der einzigartigen Natur hat Vietnam einiges zu bieten. Bisher haben wir geplant, vom Süden in den Norden zu reisen, an der Küste entlang. Unser Start wird Ho Chi Minh City sein. Von dort aus werden wir uns auf jeden Fall das einzigartige Mekong Delta anschauen, um dann mit dem Zug Richtung Norden zu reisen.
Zuletzt werden wir noch Bali bereisen, die kleine indonesische Insel mit ihren wunderschönen Palmen, Sandstränden, Reisterrassen und tropischen Regenwäldern. Doch Bali ist noch soviel mehr! Der spirituelle Touch dieses wunderschönen Paradieses interessiert mich am meisten. Es heißt, Bali ist das Energiezentrum der Welt. Dort möchte ich meinen Akku aufladen nach den ereignisreichen letzten Jahren. Dabei helfen mir Meditation, Yoga und Wellness für einen gesunden Körper und Geist. Bali, ich freue mich sehr dich bald kennenzulernen!
Mein Visionboard: Australien, Vietnam und Bali sind an meiner Küchentür bereits Realität.
Das Leben ist zu kurz um Träume auf morgen zu verschieben
Das Leben ist eine Berg- und Talfahrt. Es gibt Höhen und Tiefen, und beides trägt auf seine eigene Weise zu Wachstum bei. Wir sind auf dieser Erde um zu lachen, zu lieben, zu lernen, uns weiterzuentwickeln. Dazu stellt uns das Leben regelmäßig vor Herausforderungen, die es dann zu meistern gilt. Auch wenn wir im ersten Moment nicht wissen, woher wir die Kraft dafür nehmen sollen. Manche Schicksalschläge sind einfach ungerecht. Und doch gehören sie zum Leben dazu. Wenn geliebte Menschen von dieser Erde gehen müssen, bleibt nicht viel, außer den schönen Erinnerungen.
Das Leben ist endlich. Irgendwann tun wir alle unseren letzten Atemzug. Deshalb lebe ich heute nach dem Motto: einfach machen. Es kann sich jeden Tag alles ändern. Die Spielregeln im Spiel des Lebens liegen nicht in meiner Hand. Ich bin jeden Tag dankbar für meinen gesunden Körper, meine Familie, mein Leben. Ich mache mir täglich bewusst, was ich alles habe. Und das ist sehr viel!
Unsere dreimonatige Auszeit planen wir seit zwei Jahren. Schon so lange fokussieren wir uns auf diesen Lebenstraum, und nun ist er zum greifen nah. Und während ich diese Zeilen schreibe, kann ich nicht fassen dass es nur noch 76 Tage sind, bis wir abheben. I´m so happy! Hast du schon mal einen Lebenstraum verwirklicht?
Trackbacks/Pingbacks